Blog
© ingenhoven architects / HGEsch

30.03.2022

"Let us entertain you." (frei nach Queen)

Von den Anforderungen des Projektes in Düsseldorf bis zur fertigen SHADOW LIGHTS. Das Interview zur Entstehung dieser außergewöhnlichen Leuchte mit Prof. Clemens Tropp (Tropp Lighting Design GmbH) und Prof. Lutz Büsing (solonero).

Interview

Mit Lutz Büsing (li.) und Clemens Tropp (re.) im Gespräch.

 

 


Zum Referenzbericht "Gustaf-Gründgens-Platz (Düsseldorf)"

Sehr geehrter Herr Prof. Tropp, sehr geehrter Herr Prof. Büsing, zuerst einmal eine grundsätzliche Frage an Sie: Was bedeutet für Sie Licht im urbanen Raum?

Prof. Büsing: Ein lebenswerter Stadtraum besitzt eine atmosphärische Qualität, die die Menschen zum Verweilenund Interagieren einlädt. Dazu gehören Orte der Erholung, öffentliche Orte zum Spielen, zum  Feiern, zum Lernen, Orte für Sport und Orte für kulturelle Darbietungen. Gerade die öffentlichen Parks, Plätze und Wegkreuzungen bilden die Räume für unser Miteinander, vorteilhafterweise ohne zwangsläufige Verknüpfung mit Konsum von Waren und Dienstleistungen.

Um die Qualitäten des Miteinanders im Stadtraum auch in den Abendstunden zu stärken, benötigen wir zeitgemäße Beleuchtungskonzepte, die diesen Orten komfortables, funktionales und anregendes Licht geben.

Dabei sind die Themen Dark Sky und Smart City für mich bereits Mindeststandards, die bei jeder Neuplanung dazugehören.

Qualität des Lebensraumes spielt für Lutz Büsing eine entscheidende Rolle.

Kommen wir zum Projekt „Kö-Bogen II“. Wie lautete hier die Aufgabenstellung und Zielsetzung?

Prof. Tropp: Wir waren bereits mit der Lichtplanung des Schauspielhauses, der Tiefgarage und der öffentlichen Bereiche des Kö-Bogen II beauftragt, als man uns auch mit dem Gustaf-Gründgens-Platz betraute. Wir waren also bereits in der Theaterwelt unterwegs und es war klar, dass der Gustaf-Gründgens-Platz atmosphärisch in diese Welt integriert werden sollte – ein lebendiger und attraktiver Platz, wie eine Bühne.

Ein gleichmäßiges „Hellmachen“ wäre hier das Falsche gewesen. Neben dem Schauspielhaus sollte auch der Platz am Abend eine Attraktion sein. Es ging also um eine Inszenierung des Platzes. Dazu gehört auch, dass sich die Atmosphäre des Platzes verändern kann. Wie auf der Bühne des Schauspielhauses sollten hier unterschiedliche Szenen möglich sein.

Das war auch ganz die Vorstellung der Architekten. Die Leuchten selbst sollten sich dabei sehr zurücknehmen. Sie sollten sehr gut ausgeblendet sein, sodass man am Abend nicht eine große Anzahl an „leuchtenden Glaszylindern“ auf dem Platz sehen würde.

Als Lichtplaner wussten wir sehr genau, was die Stele technisch alles können muss. Wir wussten aber auch, dass es bezüglich der Gestaltung einer professionellen Herangehensweise bedarf.

Clemens Tropp plante ein ganzheitliches Konzept nach „Theatermanier“.

Mit zurückhaltender Ästhetik findet auch am Tag der Transfer von der Bühnenbeleuchtung zum gestalterischen Gesamtkonzept des Platzes statt.

© ingenhoven architects / HGEsch

Prof. Büsing: Uns wurde schnell klar, dass es bei den Wünschen und Anforderungen, die dieses Projekt mit sich brachte, schwer werden würde, eine passende Stele im Markt zu finden. Mehr noch. Es kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass es hier um eine wirkliche Neuentwicklung geht, die nur durch eine enge Verzahnung von Architektur, Lichtplanung und Produktdesign erfolgreich sein kann.

Der Platz ist eingerahmt von zwei Architekturikonen der Nachkriegsmoderne, dem Dreischeibenhaus und dem Düsseldorfer Schauspielhaus, sowie dem jüngst fertig gestellten Kö-Bogen II mit Europas größter Grünfassade. Diese drei sehr ausdrucksstarken Gebäude fordern von dem dazwischen liegenden Platz Zurückhaltung und Angemessenheit. Zudem bildet hier der Mensch den vorgegebenen Maßstab. Somit war für uns die Herausforderung, möglichst schlanke und reduzierte Leuchten einzusetzen, die trotzdem souverän und selbstbewusst auf dem Platz stehen. Das Form- und Proportionskonzept musste sich aus der Funktionalität heraus entwickeln.

Klar war auch, dass wir zur Realisierung dieser Leuchte einen sehr erfahrenen und kompetenten Leuchtenhersteller als Partner benötigen werden – und mit Hess haben wir den richtigen Partner für diese Aufgabenstellung und damit zur Entwicklung dieser neuen Stele gefunden.

Gustaf-Gründgens-Platz mit Dreischeibenhaus (li.), Schauspielhaus (mi.) und Kö-Bogen II (re.).

© ingenhoven architects / HGEsch

Was war für Sie in der Umsetzung besonders wichtig?

Prof. Tropp: Alle hatten sehr hohe Ansprüche an die atmosphärische Wirkung des Platzes an diesem besonderen Ort. Da war klar, dass der Beleuchtung des Platzes eine besondere Rolle zukommt.

Ohne eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen allen Planungsbeteiligten, damit ist nicht nur die Zusammenarbeit mit Architektur und Landschaftsplanung gemeint, sondern auch mit dem Bauherrn, also der Stadt Düsseldorf, dem Schauspielhaus, den vielen an der Ausführung beteiligten Personen und natürlich dem Leuchtenhersteller ist ein solch hervorragendes und stimmiges Ergebnis nicht realisierbar.

Als konkretes Beispiel möchte ich die Steuerung der Beleuchtung anführen. Eines der Planungsziele war, dass auch das Schauspielhaus den Platz als Erweiterung der Bühne nutzt. In diesem Zusammenhang müssen natürlich auch die Bühnenprofis vom Schauspielhaus in die Steuerung des Platzes eingreifen können. Das hat viele technische und auch organisatorische Konsequenzen zur Folge, die erfolgreich gelöst wurden, weil alle an einem Strang zogen.

Prof. Büsing: Das Thema Bühnenbeleuchtung bietet reichhaltige Designanalogien für das Gestaltungskonzept der Leuchte. Als Theaterbesucher nehmen wir primär das Bühnengeschehen und das Bühnenlicht wahr. Woher aber das Licht kommt und wie die Leuchte arrangiert ist, die dieses Licht aussendet, wird bewusst aus dem Blickfeld gerückt. Wer aber mal genauer auf die Beleuchtungsriggs schaut, der entdeckt dort faszinierende technische Präzision und Variabilität.

Hartlieb: Die neue Stele hat in jedem Modul einen, um es in den ideellen und sprachlichen Kontext von Herrn Tropp und Herrn Büsing zu bringen, vertikalen Lichtgraben, der ähnlich einem Rigg diverse Strahler oder andere Komponenten aufnehmen kann. Alle Elemente, die hier verbaut werden, sind gestalterisch auf formale Klarheit und technische Notwendigkeit getrimmt. Somit haben wir auf Basis der an uns gestellten Anforderungen sowie der Einbringung unseres technischen Know-How ein attraktives und technisch zukunftsoffenes Leuchten-System entwickelt – die SHADOW LIGHTS.

Tropp hatte hohe Ansprüche an die atmosphärische Wirkung des Lichtes.

Hess-Geschäftsführer Alexander Hartlieb (re.) im Gespräch mit Tropp Lighting.

Welche Wirkung soll durch die Leuchte erzielt werden – am Tag und in der Nacht?

Prof. Büsing: Das lässt sich sehr kurz und bündig beantworten: Tagsüber eine elegante, souveräne Figur, abends das Multitalent, das das Umfeld perfekt und komfortabel in Szene setzt.

Was sind die aus Ihrer Sicht herausragenden Merkmale der Stele?

Prof. Tropp: Ziel war es, den Platz in ein atmosphärisches Licht zu tauchen. Das bedeutet, dass die Architektur und der Platz inszeniert werden sollten. Dabei war die Forderung unsererseits an das Design der Leuchte klar formuliert: Die Stele soll sich selbst sehr zurücknehmen – bei Tag und bei Nacht.

In Summe also hohe Anforderungen an die Lichttechnik einerseits und an die Gestaltung der Stele andererseits. Als Resultat steht die neue SHADOW LIGHTS von Hess. Die Leuchten nehmen sich am Abend maximal zurück, verschwinden gerade zu. Die Entblendung ist perfekt. Dadurch stehen am Abend der Platz, das Schauspielhaus und der Kö-Bogen II im Vordergrund, wie geplant. Die perfekte Ausblendung reduziert natürlich auch die Lichtverschmutzung auf ein Minimum.

Hess hat es geschafft, in dem „Lichtgraben“ verstellbare Strahler anzubringen, die es ermöglichen, jeden einzelnen Lichtpunkt individuell zu setzen. So entstehen helle und dunkle Bereiche.

Zonen auf dem Platz und einzelne Elemente können entweder in den Vorder- oder auch in den Hintergrund gespielt werden. Es gibt beispielsweise überall eine Betonung der Eingänge zum Kö-Bogen II oder auch eine Betonung der Pflanzinseln. Das Zentrum des Platzes mit dem von innen heraus leuchtenden Fontänenfeld konnte dadurch im Dunklen bleiben.

Jeder Strahler ist, wie erwähnt, einzeln ansteuerbar. Damit können sehr individuelle und präzise Lichtszenen gestaltet werden. Es gibt eine Anzahl an programmierten Szenen, die auf Knopfdruck abgerufen werden können. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, jederzeit in die Steuerung einzugreifen. Die Steuerung verknüpft aber nicht nur die Strahler der Lichtstelen, sondern alle Lichtelemente auf dem Platz. Dazu zählen auch die Beleuchtung des Fontänenfelds, die Beleuchtung der Bäume und die Unterleuchtung der Poller.

Expertise und Erfahrung aller Teams ermöglichten das einzigartige Projekt.

Hartlieb: Aus unserer Perspektive bietet die neue SHADOW LIGHTS unseren Kunden viele Vorteile. In erster Linie anzuführen ist dabei das mehrstufige Ausbausystem. Alle Systemstufen bringen
das gleiche Erscheinungsbild mit und sind somit frei kombinierbar.

Für Standardsituationen kommt die gut kalibrierte Basisversion der SHADOW LIGHTS, die Stage 1, zum Einsatz. Je komplexer oder anspruchsvoller dann die Anforderungen an das Licht werden, bieten die Versionen Stage 2 und Stage 3 diejeweils maßgeschneiderte Lösung. Dabei haben zukünftige Kunden der SHADOW LIGHTS einen großen Vorteil. Die Leuchte wurde ganz konkret im Rahmen eines äußerst anspruchsvollen und umfangreichen Projektes entwickelt – sowohl seitens der Lichttechnik als auch seitens des Designs und der Entblendung. Diese Vorteile liefern wir jetzt – quasi serienmäßig – mit jeder SHADOW LIGHTS.

Wo sehen Sie die logischen Einsatzgebiete für diese Leuchte?

Prof. Büsing: Es ist eine Leuchte für jeden Ort, der den Menschen Raum für Interaktion oder Erlebnis bietet. Das können Plätze und Boulevards sein. Aber auch Gebäude, Bäume, Brunnen oder auch Kunst im öffentlichen Raum lassen sich perfekt in Szene setzen.

Prof. Tropp: Überall dort wo man etwas inszenieren möchte, überall dort wo ein atmosphärisches Licht gewünscht ist, da ist die Stele ein sehr intelligentes Werkzeug.

Duffner: Ergänzend, und wie von Herrn Hartlieb bereits kurz angeschnitten, hat der Kunde dabei die Wahl: Ob möglichst einfach gehalten im Rahmen von vordefinierten Szenarien oder hin zu maximaler Flexibilität und freier Gestaltung. Der urbane Raum wird durch die SHADOW LIGHTS perfekt inszeniert und zur sprichwörtlichen Bühne.

Jürgen Duffner (li.) ist vom Potential der SHADOW LIGHTS überzeugt.

Wie ist die Wahrnehmung des Platzes im städtischen Kontext – jetzt, nachdem dieser seit ein paar Monaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist?

Prof. Büsing: Seit mehreren Monaten finden dort bereits Theateraufführungen des Schauspielhauses im Freien statt. Die Lichtwirkung der Leuchten ist für diese Nutzung außergewöhnlich hilfreich, da der Platz auch um die Bühnenfläche herum als inszeniert wahrgenommen wird und sich die Theaterbesucher dank des Lichts auf dem gesamten Platz atmosphärisch eingebunden fühlen.

Vielen Dank für das Interview.

TROPP LIGHTING DESIGN
 
   solonero

TROPP LIGHTING DESIGN wurde 2004 von Clemens Tropp in Weilheim/Oberbayern gegründet. Das Büro für Lichtplanung arbeitet auf internationaler Ebene für Architekturprojekte aller Art, von Hochbauten, Außenanlagen, temporären Bauten bis hin zu Stadträumen und Infrastrukturbauten. Tageslicht und Kunstlicht in der Architekturbeleuchtung sind Schwerpunkte des Büros.

Für Clemens Tropp und sein Team gilt: Lichtplanung darf nicht isoliert betrachtet werden. Ausgangspunkt für ihre Entwürfe ist immer die Architektur. Die Lichtlösungen von TROPP LIGHTING DESIGN sind darauf ausgelegt, die Identität eines Gebäudes zu unterstreichen, es über Jahrzehnte hinaus zeitlos zu präsentieren und zur starken Marke zu machen.

   

solonero ist ein Planungsbüro für Innenarchitektur, Produkt- und Grafik-Design. Seit 1993 arbeiten die Inhaber Anette und Lutz Büsing im Umfeld international renommierter Architektur- und Designbüros erfolgreich als Entwerfer und Planer mit ausgewiesener Spezialexpertise.

Der Kompetenzschwerpunkt des Büros liegt in hochexklusiven Interior-Projekten der Hotellerie und Private Housing, Office Design und Baudenkmal; Produktentwicklung und Design für vielfältige Systemprodukte in der Architektur, sowie Signaletik und Gebäudegrafik.

Regelmäßig werden die Ergebnisse international ausgezeichnet. Stets wiedererkennbares Qualitätsmerkmal der Entwurfs- und Planungsarbeit ist die große Tiefe der Detaillierung inklusive technischer Optimierung der Ausführung, sowie das präzise Fügen aller gestaltungsrelevanten Komponenten im architektonischen Raum.

www.tropp-lighting.com   www.solonero.de

 

Produktinformationen:

ShadowLights

© ingenhoven architects / HGEsch
Loading...